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Typisch Oma, typisch Opa, typisch Senior

"Spätzele, du musst doch noch was essen. Du wächst ja noch!" oder "Du bist aber groß geworden" oder "Als ich noch klein war,..." Jede*r kennt sie, die typischen Sätze einer Oma oder eines Opas, die auch nur so von ihnen benutzt werden. Gefühlt hat auch jede*r mindestens ein Großelternteil, das genau so ist. Doch welche Großelternklischees gibt es überhaupt? Und vor allem, wie viel Wahrheit steckt in diesen? Hier kommt der Überblick.

 

Grundsätzlich gibt es doch durchaus einige Klischees, die ich aus eigener Erfahrung bestätigen kann. Da wäre einmal das Klischee, dass Großeltern generell im Dialekt sprechen. Das stimmt! Ist doch auch leicht erklärt, wenn man bedenkt, dass zu der Zeit, in der meine Großeltern aufgewachsen sind, der Dialekt eine viel größere Rolle gespielt hat als jetzt. Wir bekommen ihn ja quasi in der Schule schon weitestgehend abgewöhnt.

Weiter heißt es, dass das Essen bei Oma (bei mir kocht tatsächlich die Oma, ich weiß nicht, wie viele Großväter das machen) viel besser schmeckt als daheim. Auch das kann ich bestätigen, wenn auch nur teilweise. Ich finde, dass das typisch regionale (in meinem Fall schwäbische) Essen bei Oma immer besser schmeckt. Wahrscheinlich weil sie es noch auf die traditionelle Art vorbereitet. ABER, nicht jedes Essen ist, meiner Meinung nach, bei Großeltern besser, manchmal ist es auch einfach zu viel des Guten. À propos zu viel, ein Satz, den jede*r schon mal von seinen Großeltern gehört hat, ist wohl: "Du musst noch was essen. Jetzt habe ich extra deinen Lieblingskuchen zum Nachtisch gemacht" und ich wette, 99% der Enkel essen dann auch noch etwas. Nur, weil man den Großeltern damit eine Freude machen will und zeigen muss, wie sehr man den Aufwand schätzt, den sie jetzt betrieben haben. Lustig, dass man das so gerne bei Großeltern macht und bei Eltern dann das große Gemeckere und Rumgemaule anfängt...

Aber weiter mit Großelternklischees, ist es nicht so, dass alles Großeltern einen besonderen Geruch haben, den man direkt mit ihnen verbindet? Oder war ich nur komisch als Kind? Egal, weiter im Text.

Erweitern wir mal den Beobachtungskreis auf Senior*Innen: Es wird ihnen ja unterstellt, nicht unbedingt hippe Musik zu hören, sondern eher bei Sendern wie SWR4 (im Schwobaländle zumindest) oder im Fernsehgarten etc. hängen zu bleiben. Das stimmt, aber auch das ist ja nur verständlich, irgendwann hört man sicher auf, jeden neuen Musiktrend gut zu finden und pendelt sich auf einem Lieblingsstil ein. Und ich bin mir sicher, wenn ich mal Enkel habe, wird wohl auf SWR4 statt Marianne Rosenberg Sarah Connor, statt Semino Rossi Wincent Weiss oder statt den Amigos Glasperlenspiel laufen.

Nächstes Klischee: Senior*Innen lieben Kreuzworträtsel und lesen gerne Zeitung. Außer meiner Sicht kann ich das bestätigen, aber ich würde das nicht als "Typisch Senior*In" abstempeln. Ich lese schließlich auch jeden Morgen Zeitung und mache ab und an mal gerne ein Kreuzworträtsel. Aber auch an dieser Stelle, vielleicht bin auch ich komisch :)

Außerdem schlafen Senior*Innen nie aus, obwohl sie es könnten und müssen dann Mittags ein Schläfchen machen. Ich glaube ja, das ist ein Teufelskreis: Einmal nicht ausgeschlafen, dann mittags müde, hingelegt, eingeschlafen, abends wieder eingeschlafen, früh am Morgen genug Schlaf gehabt, wieder früh aufgestanden, wieder mittags müde geworden, wieder ein Mittagsschläfchen eingelegt und so weiter. So stelle ich mir das vor, wenn ich mal keine Termine mehr habe und mir aussuchen kann, was ich wann am Tag tue und einfach schlafen darf, wann ich möchte.

Letztes Klischee für heute, Senior*Innen widmen sich unglaublich gerne ihrem Garten und ihren Blumen. Vielleicht ist das auch nur auf dem Land so, aber hier gehören die buntesten Gärten, fast alle Obstwiesen und Blumenbeete Senior*Innen, wahrscheinlich weil das für die neue Generation keine so große Bedeutung mehr hat, wie für die Generation meiner Großeltern. Eigentlich ist das schade, aber vielleicht entdecken wir ja auch irgendwann den blühenden Garten und die Natur wieder für uns.

Denn eines steht fest, nicht nur im Bereich Natur und Pflanzen kann man wahnsinnig viel von seinen Großeltern oder anderen Senior*Innen lernen. Auch für alle möglichen anderen Lebenssituationen kann ein Tipp der viel erfahreneren Generation sehr hilfreich sein. Die Challenge ist es heutzutage wohl, zuzuhören und sich nicht immer nur auf die neueste Technik, Google etc. zu verlassen.

 

Achso, eine Sache noch: Ist es nicht auch typisch, dass Großeltern einem immer heimlich Sachen zustecken, die man nicht "der Mama" sagen soll? Früher Süßigkeiten, heute Geld...ich glaube, jede*r kennt das :)

 

In diesem Sinne ein Hoch auf unsere Großeltern und die Senior*Innen, ohne euch wären wir in vielerlei Hinsicht um einiges ärmer. Lasst es euch gut gehen am Tag der Senioren!

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Kommentare: 1
  • #1

    Die Irre von nebenan (Donnerstag, 02 April 2020 10:16)

    Gibt es eigentlich einen "Dialekt-Tag"??? Ich finde ja tatsächlich, dass im Ländle viel zu wenig schwäbisch gesprochen wird!!

    Und ansonsten habt Ihr mir den Megaschock bereitet. Mir ist aufgefallen, dass alles was Deiner Meinung nach Senioren mögen, das mag ich auch: Essen, Musik hören, (dumm) schlaue Sprüche in die Welt schicken, Kreuzworträtsel, Zeitunglesen, komisch riechen (!), Mittagsschlaf, Garten, Blumen, anderen was zustecken (meistens Hundekekse, weil ich sie von der Hunde-Runde noch in der Tasche habe - die Dame bei Lidl an der Kasse akzeptiert diese Währung aber leider nicht) - Ich bin AAAALT!!!!
    Könnt ihr mir bitte über die Straße helfen?!?!
    Ich musste noch den Spagat hinlegen zwischen einer analogen Kindheit und einer digitalen Jugend. Mit einem Fuß in der Generation X, mit dem anderen in der Generation Y bin ich heute AAAALT!!! Hammer!!!
    Wusstet Ihr übrigens, dass am zweiten Sonntag im Oktober der sogenannte "Oma-Tag" gefeiert wird?
    Ich klemme mir jetzt mein Kreuzworträtsel und die Apotheken-Umschau unten den einen Arm, mein Strickzeug unter den anderen Arm, setze mir das karierte Schirmmützchen auf, rücke meine Lesebrille zurecht, fülle meine Pillenbox auf, hole meine Dritten aus den Corega-Tabs, kontrolliere den Sitz meiner Tena Lady, streiche meinen Kittel glatt, greife nach meinem Rollator und wackele in meinen kackbraunen Gesundheitsschuhen in Richtung Rente......