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Manchmal wären wir alle gerne Bosse

Ist es nicht so, dass wir alle bessere Bosse wären als Bosse es ist? Nein, ich habe gerade nicht vergessen, dass Bosse im Plural steht und das korrekt konjugierte Verb dann "sind" wäre, aber ich meine hier ganz bewusst Bosse in der Einzahl als Sänger und nicht die Mehrzahl von Boss. Könnt ihr etwas mit seiner Musik anfangen? - Ich persönlich muss sagen, dass ich die Musik und die Melodien teilweise gar nicht schlecht finde, aber bei seinen Texten einfach nicht durchsteige. Ich meine: "Und dann sitz' ich auf dem Bett und esse Steine..."? Klar, bildliche Sprache kann schön sein und ist oft ein nettes Stilmittel, aber man kann es auch übertreiben... Naja, genug dazu und zurück zum Anfang. Wie oft denken wir uns, dass wir die Sache besser geregelt hätten als unser Chef und er komplett inkompetent ist, weil er alles so kompliziert macht? (Ich schreibe hier übrigens "er", weil es "der Chef" heißt und nicht, weil ich denke, dass Chefs grundsätzlich männlich sind, auch wenn es häufig so ist.) Ich bin mir sicher jede*r, der auch nur eine kurze Zeit gearbeitet hat, hat sich das früher oder später einmal gedacht, auch wenn es jetzt sicherlich nur eine kleine Anzahl an Leuten zugeben wird. Aber es gibt gute Nachrichten für euch: Ihr könnt das heute einfach mal ausprobieren! Der Boss Day liefert die Ausrede, um sich heute als letzte Entscheidungsinstanz zu etablieren. Aber er liefert mir auch den Grund, um einmal eine Lanze für alle Bosse zu brechen. Denn oftmals können sie gar nichts dafür, dass Entscheidungen lange dauern oder nicht nachvollzogen werden können. Denn ein Chef unterliegt häufig noch ganz anderen Auflagen als seine Arbeitnehmer*Innen. Auch wenn es der Traum vieler ist, komplett autonom und selbstständig zu sein, muss ich euch enttäuschen, denn Chef von einem Unternehmen zu sein, bedeutet nicht immer, dass man auch frei in seinem Denken und Handeln ist. Schließlich gibt es andere Faktoren außer dem Chef, auf die man beim Arbeiten und Entscheiden Rücksicht nehmen muss. Zum Beispiel die Weltwirtschaft, kooperierende Firmen, die Umwelt, irgendwelche Auflagen, seine Arbeitnehmer*Innen, Unterstützer*Innen oder Lieferketten und sicherlich noch viele weitere Dinge, die man im ersten Moment gar nicht überdenkt. Nicht zu vergessen, ist auch der großer Druck, dem Geschäftsführer*Innen tagtäglich ausgesetzt sind. Wer möchte denn schon täglich Entscheidungen treffen, an denen Arbeitsplätze, ein Image oder Millionen von Euro hängen? - Niemand, aber genau das machen die Bosse der großen Unternehmen in ihrem Arbeitsalltag. Kein Wunder, dass eine Vielzahl der psychischen Erkrankungen wie Burn-Outs in eben dieser Berufsgruppe entstehen. Also vergesst das nie, wenn ihr eurem Boss begegnet. Egal, welche Entscheidung ihr anzweifelt, begegnet ihm stets mit Respekt und Hochachtung! Nicht, weil das für eure eigene Karriere sicher auch Vorteile hat, sondern weil sie ganz schön große Rucksäcke mit sich herumschleppen.

Aber weil es sonst nur halb so viel Spaß macht, diesen Eintrag zu schreiben, möchte ich noch schnell auf typische Bosse aus Filmen zu sprechen kommen. Der Klassiker in Sitcoms ist wohl der fiese Boss, der die Hauptcharaktere unterdrückt und früher oder später jemanden kündigt (im besten Fall auch noch ohne oder mit einem seltsamen Grund) oder aber der etwas aufdringliche Boss, der die weibliche Protagonistin pausenlos anflirtet und irgendwann wegen sexueller Belästigung versetzt wird. Aber das Beste, was einem in einem Film passieren kann, sind die Mafia Bosse oder die Oberschurken (die ja auch irgendwo Bosse sind). Insgeheim mag doch jede*r die Bösen, einfach nur weil sie unglaublich viel Style haben und meistens irgendwelche coolen Eigenschaften besitzen. Und ich bin mir sicher, dass jede*r Einzelne auch gerne einen coolen schwarzen Drehstuhl und eine Katze zum Streicheln hätte. Immerhin bei einer dieser beiden Sachen könntet ihr heute Abhilfe schaffen, denn ihr könntet am heutigen Tag der streunenden Katze einen armen kleinen Streuner aufnehmen und zu eurer Superschurkenkatze machen. Oder aber ihr lasst ihn weiterstreunen und hofft, dass er so cool wie Thomas O'Malley aus Aristocats ist.

Ah, fast hätte ich es vergessen; wenn ihr eine Katze aufnehmt, dann denkt immer daran: "Katzen brauchen, Katzen brauchen, Katzen brauchen furchtbar viel Musik..."! 

Zurück zu eurem Superschurkenimage, jetzt habt ihr die Katze, vielleicht einen coolen Drehstuhl oder auch nicht, das Outfit sei eurem modischen Geschmack überlassen, fehlt nur noch das richtige Vokabular, denn ihr müsst unbedingt in jedem Moment schlagfertig und cool sein und dürft auf keinen Fall aus eurer Rolle fallen. Damit ihr auf keinen Fall auf komische Wörter aus dem Straßenslang zurückgreifen müsst, was eurem Auftreten nachhaltig schaden könnte, rate ich euch, euch ein Wörterbuch anzuschaffen. Darin findet ihr so schlaue Wörter wie "affektiert", "exorbitant", "kongenial" oder "Dissens". Stellt euch mal vor, euer Kontrahent kommt völlig außer Atem in euer Schurkenversteck, ihr dreht euch um streichelt eure Katze (die sicherlich den Namen Marie, Duchesse, Toulouse oder Berlioz heißt) und begrüßt euer total abgekämpftes Gegenüber mit den Worten: "Ah, Sie sind sicherlich aufgrund unseres gegenwärtigen Dissens in mein bescheidenes Quartier gekommen. Freut mich, Sie begrüßen zu dürfen! Aber ich muss mit Erschrecken feststellen, dass Ihr Auftreten sehr affektiert wirkt, da es keine exorbitante Anstregung erfordert, um in dieses Zimmer im Erdgeschoss zu gelangen. Aber die Umstände Ihres Besuches tangieren mich nur peripher. Mit meinem kongenialen Verstand können Sie es so oder so nicht aufnehmen! MUHAHAHAHAHAHA!" Damit würdet ihr jedem Gegner sofort den Stecker ziehen, glaubt mir!

 

Doch genug schlaues Geschwätz für heute! Habt noch einen bossigen Mittwochabend!

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