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Was will man Meer?

Ja, dieses Daily Update ist eigentlich gar kein richtiges, weil es zu spät kommt. Am Mittwoch war allerdings einer meiner absoluten Lieblingsaktionstage und zu diesem möchte ich mich unbedingt äußern und nicht bis zum nächsten Jahr warten. Es geht um den europäischen Tag der Meere. 

Obwohl ich noch nie wirklich viele Berührungspunkte mit dem Meer, wie man es sich allgemein vorstellt, hatte, begeistert es mich seit ich denken kann. So sind meine absoluten und unangefochtenen Lieblingstiere seit Jahren Wale und zwar bewusst alle Wale. Anfangs fand ich einfach nur Delfine cool, doch irgendwann stellte ich fest, dass viele Menschen nur Delfine mögen und das unfair ist, weil alle anderen Wale mindestens genauso faszinierend, wenn nicht sogar beeindruckender sind. Mittlerweile hat sich diese Faszination auf nahezu alle Meereslebewesen übertragen und ein absoluter Lebenstraum ist wohl der Tauchschein.

Abgesehen von den Kosten hält mich aber eine Sache davon ab: Die unglaublichen Größendimensionen, die uns das Meer bietet. Für mich ist es einfach unvorstellbar, dass mir ein Tier entgegen schwimmt, das mit sieben bis acht Metern noch nicht mal zu den größten Lebewesen dort zählt. O.K., ich gebe zu, in meinem Kopf schwimmt mir gerade ein Weißer Hai entgegen und das ist nicht unbedingt die beruhigendste Vorstellung. Obwohl Weiße Haie eigentlich auch eher faszinierend als angsteinflößend sind. Leider gibt es viel zu viele Mythen und Geschichten um diese Tiere. Allgemein bereitet das Meer und seine Bewohner uns nicht selten Angst. Kein Wunder, immerhin ist der Mensch von Natur aus nicht unbedingt auf das Schwimmen ausgelegt und auch die beste und höchstentwickelte Technik erlaubt es uns nicht, jeden Winkel der Weltmeere gefahrlos zu erkunden. Somit birgt das Meer also noch viele Unbekannte, vor allem natürlich die Tiefsee. 

Eines der beeindruckendsten und sagenumwobensten Tiefseelebewesen ist wohl der Riesenkalmar. Selten gesehen und noch seltener gefilmt, ranken sich zahlreiche Rätsel um das zehnarmige Weichtier und seine Lebensweise. Eines ist allerdings heute so gut wie sicher, Geschichten über Kalmare, die ganze Schiffe in den Abgrund rissen, sind wohl doch eher Seemannsgarn und auch Pottwale stehen nicht auf dem Speiseplan der Kolosse. Pottwale sind allerdings einer der Gründe, warum jahrelang Vermutungen über bis zu 60 Meter lange Kalmare Bestand hatten. Diese sind nämlich wahrscheinlich einer der wenigen natürlichen Fressfeinde der Riesenkalmare, da sie durch ihre lange Tauchzeit durchaus in tiefere Meeresbereiche wie die Tiefsee vordringen können und größenmäßig den Kalmaren überlegen sind. Dennoch haben viele Pottwale überdurchschnittlich große Narben von Saugnäpfen, von denen auf einen Kampf mit einem riesigen Tier geschlossen wurde. Heutzutage weiß man allerdings, dass Narben mit den Pottwalen mitwachsen und daher die Saugnapfabdrücke nicht der tatsächlichen Saugnapfgröße entsprechen.

Wenn ich jetzt schon kurz auf das Thema Wale zu sprechen gekommen bin, kann ich auch die Gelegenheit nutzen und einigen wirklich unterschätzten Walarten eine Bühne geben.

Einer meiner absoluten Lieblingswale ist der Beluga (auch Weißwal). Er lebt in arktischen oder subarktischen Gewässern und hat zur Besonderheit, dass er als einer der wenigen Wale seinen Kopf fast 90° zur Seite drehen kann. Außerdem ergaben Beobachtungen, dass Belugas ihren Gesichtsausdruck verändern können und beispielsweise die Mundwinkel nach oben oder nach unten ziehen können. Allgemein sind Belugas sehr gesellig und kommunizieren viel. Sie haben ein großes Repertoire an Tönen, von denen viele auch für Menschen hörbar sind, weshalb Belugas auch als "Kanarienvögel der Meere" bezeichnet werden.

Ein weiterer viel zu selten beachteter Wal ist der Chinesische Flussdelfin. Hinter diesem Angehörigen der Zahnwale steckt eine traurige Geschichte, denn er ist die wahrscheinlich erste in heutiger Zeit ausgestorbene Walart. Hundertprozentig sicher ist man sich bis heute allerdings nicht, da Einheimische ab und zu Sichtungen der Flussdelfine vermeldeten, aktive Suchen nach Exemplaren waren allerdings bis heute erfolglos, weshalb Wissenschaftler*innen bei den gemeldeten Sichtungen von Verwechslungen mit Glattschweinswalen ausgehen. 

Weil aller guten Dinge drei sind, möchte ich noch eine dritte Walart ins Spiel bringen: Den Buckelwal. Das dürfte den meisten Menschen wohl ein Begriff sein, allerdings finde ich, dass er viel zu oft im Schatten des alles übertrumpfenden Blauwals steht. In meiner kleinen Walauswahl ist der Buckelwal der einzige Bartenwal. Das bedeutet, dass er statt Zähnen sogenannte Barten, das sind Platten mit haarartigen Strukturen aus Keratin (dem Stoff, aus dem beispielsweise unsere Fingernägel und Haare oder Hörner einer Ziege sind), besitzt, mit denen er das Wasser nach kleinen Plankton wie zum Beispiel Krill filtert.

Hier kommt eine weitere Lebensform, die es nur im Meer zu finden gibt, ins Spiel - das Plankton. Plankton bezeichnet alle, im Meer lebenden Organismen, deren Schwimmrichtung von der Strömung vorgegeben wird, also zum Beispiel kleine Krebstiere, deren Larven, aber auch Einzeller, Kiesel- und Grünalgen oder pilzliche Vertreter. (Kleiner Fun Fact am Rande: Wusstet ihr das Pilze eher verwandt mit Tieren als mit Pflanzen sind?) Ist es nicht beeindruckend, dass mit dem Blauwal und dem Walhai gleich zwei der größten Erdbewohner durch dieses Sammelsurium an winzigen Lebewesen gesättigt werden? Das Gegenteil von Plankton ist übrigens Nekton und bezeichnet alle Lebewesen, die gegen die Strömung schwimmen können.

So jetzt habe ich schon ganz schön ausführlich über einige Meeresbewohner geschrieben und ich will diesen Beitrag auch nicht unnötig mit Sonderwissen, das vielleicht auch nur mich interessiert in die Länge ziehen. Deshalb hier eine Liste mit zehn weiteren Meeresbewohnern (und ihrem Wikipedia-Artikel), die ich zutiefst beeindruckend, faszinierend, interessant oder auch einfach nur süß oder schön finde:

  1. Der Walhai: Ich habe ihn eben schon angesprochen, da er aber einen eigenen Aktionstag besitzt und ich somit bereits schon mal von ihm geschwärmt habe, verlinke ich euch hier einfach das alte Daily Update.   
  2. Alle möglichen Ohrenrobben: Zu ihnen zählen sowohl Seebären als auch Seelöwen, das ist Grund genug, um sie hier aufzunehmen.
  3. Natürlich auch Hundsrobben: Dazu zählt zum Beispiel der Seehund. Im Gegensatz zu Ohrenrobben haben sie keine äußerlich sichtbaren Ohren, das ist der Pro-Tipp, um im Zoo Seelöwen von Seehunden zu unterscheiden ;-)
  4. Walrosse: Einfach nur, um jetzt alle drei Familien der Robben genannt zu haben...
  5. Papageifische: Ich kann es nicht begründen, aber irgendwie haben diese Fische es mir angetan. Übrigens sind sie Hermaphroditen, d.h. anfangs weiblich und später männlich. 
  6. Schwarz- und Weißspitzen-Riffhaie mussten einfach hier auftauchen, weil sie zwei der wenigen Haiarten sind (außer dem Hammerhai), die ich auf Anhieb erkenne.
  7. Die Echte Karettschildkröte: Auch die Schildkröten haben einen eigenen Aktionstag, das Daily Update hierzu findet ihr hier.
  8. Clown- und Paletten-Doktorfisch: Ohne Nemo und Dorie geht einfach nichts!
  9. Kraken sind zugegebenermaßen etwas gruselig, aber auch wahnsinnig intelligent, dafür dass sie eigentlich kein Gehirn besitzen.
  10. Die Japanische Riesenkrabbe ist eigentlich echt gruselig, aber wir wollen die Gliederfüßer mal nicht so diskriminieren und nehmen deshalb den größten lebenden Gliederfüßer in unsere Liste auf.

Und weil es sonst kein guter Pau-Tab-Blogeintrag wäre, sei an dieser Stelle auch nochmal erwähnt, dass Pinguine auch einen Großteil ihrer Lebenszeit im Meer auf Fischjagd verbringen.

Zum Abschluss möchte ich daher nochmals, wie so oft darauf aufmerksam machen, dass das Meer einer der bedrohtesten, aber zeitgleich wunderschöner, viel belebter und in großen Teilen unerforschter Lebensraum unserer Erde ist und sich deshalb jeder Aufwand lohnt, um das Meer sauber zu halten und seine Bewohner zu schützen. 

Und wen die Tier- und Pflanzenwelt darin nicht interessiert, der kann wenigstens ganz egoistisch an seine Sommerurlaube denken. Tauchgänge ohne Korallenriffe sind nicht halb so schön, Strände ohne blaues Meer nicht halb so verlockend und Schwimmen mit Plastiktüten nicht halb so spaßig.

Ich für meinen Teil würde mir jetzt wünschen, auf einem kleinen Schlauchboot über das Meer zu schippern, vielleicht die ein oder andere Walfluke zu sichten und die Seele baumeln zu lassen. Ich glaube, das offene Meer bietet uns Anblicke, die wir uns in unseren kühnsten Träumen nicht ausmalen können und ich würde diese Anblicke gerne in fünfzig Jahren, wenn ich in Rente bin und Zeit dafür habe, noch in ihrer vollen Pracht bewundern können. Und vor allem meinen zukünftigen Enkeln dann keine Geschichten von ausgestorbenen Lebewesen wie Delfinen, Seegurken oder Mondfischen erzählen müssen.

Oh, à propos Seegurken: Da hätte ich doch glatt die drei skurrilsten und ältesten Meeresbewohner vergessen: Der Quastenflosser, der Blobfisch und der Grönlandhai.

Ihr seht das Meer bietet unendliche Möglichkeiten und ich denke für jede*n ist dort etwas dabei. Ihr müsst euch nur auf die Suche begeben und durch das beinahe unendliche Angebot stöbern.   

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