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Tag der Insekten: Maikäfer und Ameise

Irgendwie sind wir jetzt zwei Tage zu spät dran, um die perfekte Maikäfer-Einleitung zu schreiben. Aber vielleicht gibt es ja auch unter den Maikäfern ein paar Spätzünder, die auch den Juni noch nutzen, um sich den Bauch mit Blättern vollzustopfen. Tatsächlich habe ich es eben gegoogelt und der Juni ist sogar noch ein regulärer Maikäfer-Monat, also ist der Name etwas irreführend. 

Wie viele Insekten durchläuft auch der Maikäfer eine Metamorphose, das heißt er verändert im Laufe seines Lebens, seinen gesamten Körperbau und damit auch seine Verhaltensweisen. Bis die Maikäferlarve allerdings zum Maikäfer wird vergeht einige Zeit. Vier von fünf Jahren der durchschnittlichen Lebenszeit des Maikäfers benötigt er allein für diese Entwicklung. Die Larve des Maikäfers nennt sich übrigens Engerling und sieht nicht halb so schön aus wie der fertige Maikäfer. Wobei ich ehrlich zugeben muss, dass ich die Faszination um Maikäfer noch nie so wirklich nachvollziehen konnte. Erstens, finde ich sie aus der Nähe echt nicht so schön und zweitens, sind sie ziemlich laut. Das Brummen des Maikäfers klingt, meiner Meinung nach, tausend Mal aggressiver als das einer Hummel. Aber vielleicht bin ich hier auch nicht ganz neutral, weil mir irgendwie alle Käfer, die die Größe des Marienkäfers überschreiten, ziemlich unheimlich finde. Und ganz ehrlich, Marienkäfer sind aus der Nähe auch ziemlich gruselig. Die ganzen Mundwerkzeuge und kleinen Härchen auf den Beinen. Uh, da schüttelt es mich beim Schreiben schon... Aber betrachtet man alle Insekten, so ist der Maikäfer sicherlich noch eines der Tierchen, mit denen man ganz gut auskommen kann, immerhin hat er keinen Stachel oder ist in sonstiger Weise direkt gefährlich für den Menschen. Indirekt können Maikäfer aber heftige Schäden anrichten. So sind Maikäferplagen gefürchtet, weil die Larven der Maikäfer die Wurzeln der Laubbäume anfressen und diese sich somit nicht mehr versorgen können. 

Der Maikäfer ist aber auch Gegenstand zahlreicher volkstümlicher Lieder und Geschichten, so beispielsweise in "Max und Moritz", "Peterchens Mondfahrt" oder "Maikäfer flieg". Im Englischen heißt der Maikäfer "cockchafer", was wörtlich so viel wie "Hahnkäfer" bedeutet. Einen offiziellen Wortursprung kenne ich hierbei leider nicht, aber tatsächlich wurden Maikäfer lange Zeit als Hühnerfutter verwendet und auch Menschen in Deutschland und Frankreich genossen Maikäfer in Form von Maikäfersuppe oder in verzuckerter beziehungsweise kandierter Form als süßen Nachtisch. Seltsam, dass man sich daran heute kaum mehr erinnert und sich gegen die meisten Formen, Insekten zu verspeisen, sträubt und sich sogar richtig davor ekelt. 

Insekten, die man besser nicht (zumindest lebendig) verspeisen sollte, stellen auch Ameisen dar. Direkter Kontakt mit einem Ameisenstaat geht meistens ziemlich unangenehm aus, beginnen die Ameisen doch bei Bedrohung zu "zwiebeln". Gibt es eigentlich eine offizielle Bezeichnung für diese Art der Verteidigung? O.K., habe es schnell recherchiert: Tatsächlich sind das einfach Ameisenstiche und nichts anderes. Hätte ich auch selbst darauf kommen können... 

Soweit so gut. Die Ameise wurde übrigens zum heutigen Tier des Tages, weil sie im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht riesige Lasten tragen kann, was total beeindruckend ist, und dennoch eigentlich immer als schwächliches und wehrloses Insekt abgestempelt wird. Heute morgen dachte ich mir aber, dass jeder Mensch sich in manchen Situationen an der Kraft der Ameisen orientieren und ebenso wortlos, auch wenn kein*e Andere*r daran glaubt, Stärke zeigen kann. So bekommt die Ameise für mich so langsam echt sympathische Züge.

Was ich ebenfalls echt spannend finde, ist, dass Ameisen je nach Ernährung, Temperatur, Feuchte, Tageslänge, Größe/Dottergehalt der Eier und Alter der Königinnen entweder zur fruchtbaren Königin oder zur unfruchtbaren Arbeiterin werden. Männchen entstehen übrigens nur aus Eiern mit einfachem Chromosomensatz, also ich tippe mal, unbefruchteten Eiern. Das würde zumindest Sinn machen, denn schließlich ist deren einzige Funktion ja das Befruchten der anderen Eier. Danach sterben die Männchen und dienen dem weiblichen Ameisenstaat als Nahrung. Die Paarung zwischen Jungköniginnen und Männchen findet übrigens im Rahmen des Hochzeitsfluges statt, nach dem die Jungkönginnen endgültig ihre Flügel verlieren. Ganz lustig finde ich, dass dabei die Arbeiterinnen aufpassen, dass sich die Jungköniginnen nicht zu weit von ihrem Staat entfernen und sie notfalls in den Bau zurückholen. Auch eine Ameisenkönigin ist also nicht dafür bestimmt, die Welt zu erkunden. Nur ein weiterer Indiz, dass mit einem Adelstitel das Leben nichts zwangsläufig weniger kompliziert und bestimmt wird. 

Tatsächlich sind staatenbildende Insekten, was das Verhalten angeht, sowieso echt spannend. Da hier ganz viele Kommunikations-, Rangordnungs- und Altruismusverhaltensmuster vorliegen. Das würde jetzt allerdings den Rahmen sprengen. Deshalb verabschiede ich euch mit dem heutigen ameisenbezogenen Tagesmotto: "Hätte der Mensch das Wissen einer Ameise, dann wüsste er, dass gemeinsames Anpacken mehr bewirkt als Kriege zu führen." (Natalia Simonsen)  

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