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Tag der Nässe: Regenwurm und Waschbär

Ja, was haben diese beiden Tiere nur gemeinsam? - Irgendwie bringt man sie mehr oder weniger direkt mit Wasser beziehungsweise Feuchtigkeit in Verbindung. Wusstet ihr, dass der Waschbär in freier Wildbahn seine Nahrung gar nicht wäscht? Vermutlich ist das Unterwassertauchen der Nahrung von in Gefangenschaft gehaltenen Waschbären eine Strategie, um die fehlende Nahrungssuche zu imitieren. Einen tieferen Sinn gibt es also wahrscheinlich gar nicht und ganz ehrlich, wirklich hygienische Tiere sind Waschbären nicht unbedingt. In Städten sind sie sogar eher eine Plage und damit mit Ratten und Tauben gleichzusetzen. Aber Waschbären sehen eben im Gegensatz zu Ratten und Tauben einfach unglaublich süß aus mit ihrer schwarzen "Brille" und dem buschigen Schwanz. Wer hätte nicht gerne einen Waschbär als Haustier? Glaubt man allerdings der Darstellung des Waschbärens in Zeichentrickserien, so muss man sich ziemlich vor ihm in Acht nehmen, verstecken sich doch hinter den unschuldig wirkenden Wesen häufig Kleinkriminelle. Echte Waschbären hingegen brechen normalerweise nicht in Häuser ein und sollten sie es doch tun, sind sie lediglich auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz. Dennoch werden Waschbären zunehmend zum Problem für Menschen. Ausgeräumte Mülleimer, abgeerntete Obstbäume oder häusliche Schäden sind gewiss ärgerlich, aber Waschbären deshalb von Grund auf zu verteufeln, ist ungerecht. Man darf Tieren einfach keine böse Absicht bei ihren Handlungen unterstellen, sondern muss deren natürlichen Triebe berücksichtigen. Meint ihr etwa, ein Waschbär kann unsere Handlungen nachvollziehen? Ich bin mir sicher, er kann es nicht! Ist ja eigentlich auch egal, aber jetzt habe ich den Faden verloren... 

Machen wir einfach weiter mit dem Regenwurm: Tatsächlich gibt es ja sogar eine Verbindung zwischen Regenwurm und Waschbär. Sie ist nur irgendwie traurig, zumindest für den Regenwurm. Waschbären fressen diese nämlich. Wobei eigentlich fressen Waschbären sowieso alles, was sie kriegen können, also sind sie jetzt nicht unbedingt gezielt auf der Suche nach Regenwürmern. Aber so ein Leben als Regenwurm muss trotzdem irgendwie traurig sein, eigentlich kann man ja nur verlieren. Bei zu großer Trockenheit vertrocknet man, kommt man bei Nässe an die Oberfläche wartet irgendein hungriger Vogel und verirrt man sich auf einen Sportplatz, wird man zertrampelt. Fast jede*r ekelt sich vor einem und das, obwohl man den Menschen andauernd nur Gutes tut. Immerhin ist kaum ein Tier so essentiell für ein gutes Pflanzenwachstum wie der Regenwurm, er lockert nämlich den Boden und sorgt dafür, dass aerobe (sauerstoffatmende) Bakterien überleben können und somit abgestorbene Pflanzen zersetzen und deren gebundenen Nährstoffe für andere Pflanzen zur Verfügung stellen. Außerdem kann der Regenwurm selbst Kompost zersetzen und liefert dem Menschen somit wertvollen und sehr nährstoffreichen Wurmhumus. Umso schöner ist es, dass einem so unscheibaren Tierchen ein kleines Liedchen gewidmet wurde: Wer von euch ist auch mit Markus Beckers "Hörst du die Regenwürmer husten" aufgewachsen? In meiner Kindheit war das ja neben dem roten Pferd und Cowboys und Indianer der größte Partyhit überhaupt. Um nun aber mit einem dadurch entstandenen Gerücht aufzuräumen: Nein, Regenwürmer husten nicht. Tatsächlich haben Regenwürmer zwar ein relativ weit entwickeltes Gehirn (zumindest für Wirbellose), aber eben kein Sprachzentrum. Sie sind also nicht in der Lage, Laute von sich zu geben. Es stimmt, dass Regenwürmer an sich sehr einfach gestrickte Wesen sind, aber sie können dennoch ein paar Dinge, die ihnen ihr Überleben sichern. So können Regenwürmer beispielsweise ohne Augen sehen. Naja, "sehen" ist vielleicht etwas übertrieben, aber dank einzelner Sehsinneszellen in ihrer Epidermis (der Haut) kann er zumindest hell und dunkel voneinander unterscheiden und das ist ja schon mal ein Anfang. Was ich persönlich sehr beeindruckend finde, ist die Fähigkeit der Regenwürmer, sich nach einer Verstümmelung wieder vollständig zu regenerieren. Das ist eigentlich eine Eigenschaft, die eher unter den totipotenten Pflanzen verbreitet ist. Totipotent zu sein, bedeutet, dass sich aus jedem einzelnen Organ eine gesamte Pflanze entwickeln kann, das heißt, die Zellen sind nicht streng nach Geweben differenziert, wie es etwa beim Menschen der Fall ist, sondern können sich je nach Bedarf und äußeren Einflüssen in jede andere Pflanzenzelle verwandeln. Ein bisschen so wie unsere embyonalen Stammzellen. Bei Regenwurm jedenfalls funktioniert die Regeneration allerdings etwas anders. Dort besitzt jedes Körpersegment die genetische Anlage, um das Hinterende nochmals auszubilden, der Kopf kann allerdings nicht regeneriert werden. So ist auch der Glaube falsch, dass nach einer Durchtrennung eines Wurmes zwei Würmer entstehen. Je nach Schnittstelle schafft es genau ein Wurm, sich zu regenerieren. Wofür aber braucht der Regenwurm das überhaupt? - Wird ein Regenwurm beispielsweise von einem Vogel erwischt, so ist er in der Lage, sich selbst zu verstümmeln, das heißt, dem Angreifer einige Körpersegmente zu überlassen und mit dem halben Leben davon zu kommen. Hat ein Regenwurm bestimmte Körpersegment regeneriert, heben sich diese deutlich durch eine hellere Färbung vom "ursprünglichen" Wurm ab. Und da auch ein Regenwurm lebenswichtige Organe besitzt, kann er eine Teilung nur überleben, wenn die Trennung erst nach den Segmenten mit diesen Organen erfolgt.

Eine weitere spannende Eigenschaft ist die Zwittrigkeit. So begatten sich Regenwürmer wechselseitig. Eigentlich ist das echt clever, so wird gesichert, dass es genügend Nachkommen gibt. Die Tatsache, dass mancherorts 9 von 10 Bodentiere Regenwürmer sind, beweist, dass die Strategie zu funktionieren scheint.

Aber genug gestrebt für den heutigen Abend. Das heutige Tagesmotto liefert uns Manfred Hinrich: "Reit' auf einem Regenwurm und jeder sieht dich."       

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