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Tag der Jäger: Löwe und Maulwurf

Ja, ich weiß: Wenn man "Jäger" liest, denkt man nicht unbedingt an den Maulwurf. Tatsächlich aber ist der Maulwurf auch ein Jäger. So harmlos und unbeholfen er auch aussehen mag, sobald es ums Fressen geht, ist Schluss mit lustig. Vor allem Regenwürmer trifft es heftig. Diese werden nämlich bei der Jagd nicht mal getötet, sondern lediglich "ruhig gestellt", indem der Maulwurf ihnen einige der vorderen Segmente abbeißt und es sich dann zu Nutzen macht, dass der Regenwurm in eine Bewegungsstarre fällt, während er die verlorenen Segmente regeneriert. Wie fies das auch klingen mag, es ist echt eine clevere Taktik, denn der Maulwurf kann den geteilten Regenwurm somit in einer Vorratskammer lagern, ohne dass dieser flieht und dennoch abwarten, bis er wieder einen ganzen Regenwurm verspeisen kann. Das ist auch nötig, denn der nur 100 Gramm schwere Maulwurf ist ein echter Vielfraß - Pro Jahr verzehrt er bis zu 30 Kilogramm Würmer und Insekten und Nahrungspausen von einer Länge zwischen zwölf und 24 Stunden überlebt er meistens nicht. 

Das wohl bekannteste Maulwurfsvorurteil ist die unterstellte Blindheit und ja, es stimmt zwar, dass der Maulwurf sich bei Weitem nicht auf seinen Sehsinn, der gerade so Helligkeit und Dunkelheit unterscheiden kann, verlassen sollte, aber er kann sich dennoch ziemlich gut orientieren. Ich möchte mal einen Menschen sehen, der sich in einem unterirdischen System aus Kammern und Gängen zurechtfindet und dabei nicht komplett orientierungslos aussieht! Das Gangsystem unterteilt sich übrigens in Lauf- und Jagdgänge sowie Nest- und Vorratskammern. Die Nestkammer stellt dabei die größte Aushebung dar und ist mit Laub gepolstert, um dort zu ruhen oder aber auch Jungen aufzuziehen. Meist befindet sich die Nestkammer in der Nähe besonders großer Maulwurfshügel - sogenannter Burgen. Die bekannten Maulwurfshügel befinden sich übrigens im Gegensatz zum allgemeinen Glauben, nicht direkt über den Maulwurfsgängen, sondern wird mithilfe der verhältnismäßig riesigen Grabschaufeln schräg nach oben gegraben. Wer im Biounterricht gut aufgepasst hat, weiß sicherlich, dass die Grabschaufel des Maulwurfs und die der Maulwurfsgrille standardmäßig als Beispiel für eine Analogie verwendet wird, zumindest ist das bei mir hängen geblieben. Dabei handelt es sich um eine Ähnlichkeit, die nicht aufgrund einer Verwandtschaft, sondern aufgrund derselben Funktion unabhängig voneinander entstanden ist. 

Aus diesem Grund wurde der Maulwurf allerdings nicht zu meinem Tier des Tages. Viel eher, weil ich mich am heutigen Tag an meine Kindergartenzeit zurückerinnert habe und wir damals mal ein Theaterstück aufgeführt haben, in dem es darum ging, welches Tier dem Maulwurf denn auf den Kopf gemacht hat. Verrückt... Ich weiß gar nicht mehr, welches Tier es im Endeffekt war... auf jeden Fall nicht das Pferd. Gut, dass Wikipedia hier aushelfen kann: Es war ein Hund! Wer dieses Bilderbuch nicht kennt, sollte das schleunigst nachholen, schließlich hat es zumindest meine Kindheit geprägt (Werner Holzwarth/Wolf Erlbruch: Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat). Das war wahrscheinlich mein erster Berührungspunkt mit diesen kleinen Lebewesen. Die zweite Begegnung war dann wie so oft über das Fernsehen in der Zeichentrickserie "Der kleine Maulwurf". Ich bin mir gerade nicht ganz sicher, aber ich glaube, dass ich noch nie in meinem Leben einen echtem Maulwurf gesehen habe. Ist ja aber auch in Ordnung! 

Ein Tier, bei dem ich ganz froh bin, dass ich es noch nicht in freier Wildbahn betrachten konnte, ist der Löwe. Ich weiß, wenn man sich ruhig verhält und sich nicht zu sehr nähert, tun Löwen Menschen eigentlich nichts. Aber die Pranken und die riesigen Zähne im Maul sind schon einschüchternd. Betrachtet man seine äußere Erscheinung wird der Löwe auch nicht gänzlich ungerechtfertigt als der König unter den Tieren bezeichnet, aber mal ehrlich, die wilde Natur ist von sich eher anarchisch als hierarchisch organisiert und von irgendwelchen Königen zu sprechen, ist damit irgendwie unangebracht. Klar, eine Gazelle hat einem Löwen wenig entgegenzusetzen, aber sie erhält keine Anweisungen von ihm oder ist ihm im Gruppenverbund schutzlos ausgeliefert. Der Löwe hat nur eine Chance, wenn die Beutetiere einen Fehler machen. Eigentlich basiert jeglicher Jagderfolg auf taktischen Fehlern der Beutetiere und taktischen Kniffen der Jäger. Ach, und es gibt noch eine kleine Sache, die mich an der Bezeichnung "König der Tiere" stört: Um biologisch korrekt zu sein, müsste es schon "Königin der Tiere" heißen, denn die Löwinnen jagen für das Rudel und schmeißen den gesamten Laden. Wobei dann ist König der Löwen ja doch angebracht, denn welcher König ist schon bereit, selbst hart zu arbeiten? Aber interpretieren wir das Ganze mal nicht über. Im Endeffekt ist der Löwe wie jedes andere Wesen ein kleines Puzzlestück im Puzzle der Natur und alles, was Tag für Tag in der Steppe passiert ist nur natürlich. Wie hat Elton John das ausgedrückt? - Ach ja: "Naaaaaa simpenjaaaaaa babagisimamaaaa". Oh nein, halt, das war ja Rafiki... Elton Johns Worte waren natürlich: "It's the circle of life". Bleiben wir einfach direkt bei diesem Oscar-preisgekrönten Filmsoundtrack und machen seine Worte zu unserem heutigen Tagesmotto: "From the day we arrive on the planet and blinking, step into the sun. There's more to be seen than can ever be seen, more to do than can ever be done. Some say, 'Eat or be eaten', some say, 'Live and let live' but all are agreed as they join the stampede. You should never take more than you give."

Und damit wünsche ich euch viel Spaß beim Hervorholen eurer alten Disney-VHS-Kassette! Genießt "König der Löwen" und denkt immer daran, jeder majestätische Löwe hat einmal als kleines verspieltes Kätzchen angefangen!

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