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Tag der Gefräßigkeit: Amsel und Vielfraß

Sagt bloß, ihr wusstet nicht, dass es ein Tier, das wirklich den Namen "Vielfraß" trägt, gibt? Naja, ich gebe zu, das war auch nicht unbedingt das erste Tier, das ich kennengelernt habe und ich bin eher zufällig darauf gestoßen, dass man sich unter einem Vielfraß tatsächlich ein reales Lebewesen vorstellen kann. Der Vielfraß gehört zu den Mardern, ist aber sehr viel größer und aggressiver als alle seine Verwandten. Es gibt Geschichten über Vielfraße, die sogar Pumas attackieren. Natürlich fressen Vielfraße keine Pumas, aber sie verjagen sie damit von ihrem Riss und machen sich über deren Beute her. Damit sind wir auch bereits voll im Thema. Nicht umsonst trägt der Vielfraß seinen Namen. Sein Jagdverhalten ist allerdings stark jahreszeitenabhängig, so ist der Vielfraß im Sommer vorwiegend ein Aasfresser, der nur ab und an mal Vogeleier, Baumtriebe und Beeren mampft. Im Winter aber wird der Marder zu einem echte Raubtier, das vor allem mittelgroße Säugetiere wie Schneehasen erbeutet, aber gelegentlich auch Rentiere, Elche oder sogar Luchse bejagt. Dabei profitiert er von der Fähigkeit, sich nahezu lautlos und ohne einzusinken auf der Schneedecke an Beutetiere heranzuschleichen. Übrigens für alle, die denken, der Vielfraß sei ein gänzlich unbekanntes Wesen, das ich mir, nur um anzugeben, aus dem Ärmel geschüttelt habe, die irren sich gewaltig. Denn übersetzt man "Vielfraß" ins Englische, so nennt sich dieses Raubtier tatsächlich "Wolverine" und damit verbinden sicher nicht wenige Hugh Jackman als Actionheld in X-Men. So außergewöhnlich ist es also gar nicht, zumindest schon einmal vom Vielfraß gehört zu haben.

Etwas friedlicher zumindest, was die Angriffe auf große Säugetiere angeht, lebt da die Amsel. Tatsächlich wurden Amseln aber auch schon dabei beobachtet, wie sie Artgenossen verzehren und somit Kannibalismus betreiben. Ich wusste gar nicht, dass so viel in diesen kleinen Alltagsbegleitern schlummert. Persönlich muss ich ja zugeben, dass ich kein besonders großer Amselfan bin. Gefühlt sieht man sie andauernd und die ganzen "schönen" Vögel bleiben deshalb unserem Garten fern. Ich weiß nicht, wie es auch geht, aber die männlichen, schwarzen Amseln finde ich auch echt, was das Gefieder angeht, ziemlich langweilig. Die Weibchen sind da schon etwas aufregender. Aber beschränken wir die Amseln nicht auf diesen Geschlechterdimorphismus (Fachwort aus der Biovorlesung einbringen - Check.), sondern widmen wir uns lieber ihrem Gesang. Für diesen sind die Amseln schließlich berüchtigt. Die melodiösen und eingängigen, zahlreichen Variationen und Melodien, die wir Menschen so schätzen, sind vor allem die Reviergesänge der Männchen. Dabei handelt ich zu einem großen Teil um angeborene "Melodien", jedoch werden auch von den Vätern erlernte, von anderen Vogelarten imitierte und aus der Umgebung aufgenommene Tonfolgen, wie unter anderem auch Sirenen, in den Gesang aufgenommen. Innerhalb ihres breiten Gesangsangebots befindet sich auch das sogenannte "Tixen". Dabei handelt es sich um kurze aufeinanderfolgende Laute, die Artgenossen dazu animieren, einzustimmen. Damit können Amseln beispielsweise gemeinschaftlich Elstern hassen. Bei noch stärkerer Erregung wandelt sich das "Tixen" in "Zetern", welches sich auch gegen Artgenossen richten kann und Feinde in die Flucht schlagen soll. Junge Amseln üben übrigens vor allem im Herbst ihren Gesang und sind aufgrund der Abgehacktheit ihrer Melodien von älteren Amselmännchen zu unterscheiden. Ganz schön beeindruckend, wie viel der Amselgesang aussagen kann. 

Und die Amsel wird sicherlich nicht nur wegen ihres schönen Gesanges in zahlreichen lyrischen Werken als Symbol verwendet. Wer abergläubisch ist, schreibt ihr beispielsweise magische Kräfte zu. So soll zum Beispiel in ein Haus, in dem eine Amsel wohnt, nie der Blitz einschlagen oder aber ein Schlafender in einer späteren Befragung nicht lügen können, wenn man ihm vorher ein Amselherz unter das Kopfkissen gelegt hat. Und weil die Amsel so häufig in irgendwelchen literarischen Werken vorkommt, liefert sie uns natürlich auch das heutige Tagesmotto: "Blackbird singing in the dead of night, take these broken wings and learn to fly." (The Beatles - Blackbird)

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