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Tag der Wüste: Gürteltier und Kamel

Naja, wirklich viel haben unsere beiden heutigen Tiere des Tages nicht unbedingt gemeinsam. Immerhin bevorzugen die meisten Arten der Familie bzw. Ordnung trockene und warme Lebensräume. Tatsächlich kommen sie sich teilweise sogar geografisch ziemlich nahe. Neuwelt-Kamele nämlich bevölkern, wie es der Name schon sagt, ebenso wie die Gürteltiere die neue Welt, das heißt den amerikanischen Kontinent. Genauer gesagt: Südamerika. Allerdings sind Neuwelt-Kamele nicht unbedingt die typischen Wesen, die man sich unter dem Begriff Kamel vorstellt, das liegt daran, dass der Begriff "Kamel" keine Art, sondern eine ganze Familie bezeichnet, welche sechs verschiedene Arten umfasst. Alle Kamele sind Paarhufer der Unterordnung Schwielensohler. 

Betrachten wir die verschiedenen Kamelarten mal etwas genauer. Zu den Altwelt-Kamelen, welche in Asien und Afrika verbreitet sind, zählen die typischen zweihöckrigen Kamele alias Trampeltiere und die ebenso bekannten einhöckrigen Kamele namens Dromedare. Der charakteristische Höcker dient entgegen der weit verbreiteten Auffassung nicht der Wasser-, sondern der Fettspeicherung. Allerdings muss hierzu erwähnt werden, dass Kamele diesen Fettspeicher sehr wohl zur Regulation ihres Wasserhaushaltes besitzen. Denn aus Fett lässt sich vier- bis fünfmal mehr metabolisches Wasser generieren als aus Glukose. Zudem haben Kamele einen starke verlängerte Henlesche Schleife in der Niere, die einen Konzentrationsgradienten zwischen Nierenrinde und Nierenmark aufbaut und somit den Urin konzentriert. Dadurch verlieren Kamele wesentlich weniger Wasser als beispielsweise Menschen. Auch Schwitzen Kamele aufgrund ihrer relativ variablen Körpertemperatur weniger als andere Lebewesen. Außer dem Höcker sind diese Anpassungen auch bei Neuwelt-Kamelen, zu denen neben Lamas und Alpakas, auch die wesentlich unbekannteren Vikunjas und Guanakos gehören, zu finden. 

Lamas und Alpakas sind dabei Haus- und Nutztiere, während Vikunjas und Guanakos in freier Wildbahn anzutreffen sind. Dabei wurde das Lama aus den Guanakos gezüchtet. Vikunjas und Guanakos bewohnen im Gegensatz zu Altwelt-Kamelen keine Wüsten, sondern höhergelegene Bergregionen, damit wird ein Treffen von Gürteltieren und Neuwelt-Kamelen zwar unwahrscheinlich, aber das ist jetzt auch nicht mehr so schlimm. 

Übrigens, kennt hier jemand die biblische Aussage vom Kamel im Nadelöhr? Falls nicht, sie lautet so: "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt." (Markus 10, 25) Auch wenn diese Aussage zwar die Botschaft auf den Punkt bringt, so ist sie wahrscheinlich auf einen Übersetzungsfehler zurückzuführen. Denn im Griechischen bezeichnet das Wort "kamilos" ein Schiffstau und kein Kamel. Es gibt aber auch die Ansicht, dass das Wort "kámêlos", welches für Kamel steht, richtig übersetzt wurde. 

Da ich allerdings finde, dass Reichtum nicht ausschlaggebend dafür ist, wer ein guter Mensch ist, brauchen wir ein anderes kamelbezogenes Tagesmotto. Deshalb bedienen wir uns eines arabischen Sprichwortes und machen dieses zu unserem Tagesmotto: "Humor und Geduld sind zwei Kamele, mit denen du durch jede Wüste kommst."

Kommen wir nun zum Gürteltier, das in seinem Aussehen sicherlich nicht weniger außergewöhnlich als das Kamel ist. Denn Gürteltiere sind die einzige Säugetiergruppe, die einen knöchernen Außenpanzer besitzen. Die nächsten Verwandten des Gürteltiers sind übrigens das Faultier und der Ameisenbär, was sie gleich nochmal ungemein cooler macht. Generell sind Gürteltiere so etwas wie der Maulwurf der Wüste. Denn sie sind je nach Art entweder überwiegend Bodenbewohner oder grabende Tiere, die die Durchlüftung des Bodens fördern. Die vornehmlich einzelgängerisch lebenden Säugetiere ernähern sich vor allem von Insekten, aber auch von kleineren Wirbeltieren. 

Das allgemein sehr bekannte Tier vom kugelig eingerollten Gürteltier trifft ausschließlich auf das Südliche Kugelgürteltier zu. Alle anderen Gürteltierarten drücken bei Gefahr ihren Krallen in den Boden und pressen sich fest an den Untergrund, um den weichen und ungepanzerten Bauch zu schützen. Neben Jaguaren und Pumas stellt wie so oft der Mensch eine große Bedrohung für Gürteltiere dar. Vor allem ihr Fleisch gilt als Delikatesse, doch auch der Panzer wird teilweise als Körbe an Touristen verkauft. Auch die zunehmende Vernichtung des Lebensraums durch den Menschen bedroht den Bestand der Gürteltiere. Unter anderem um darauf aufmerksam zu machen, war auch das Maskottchen der Fußball-WM 2014 in Brasilien ein Gürteltier namens Fuleco. Das schürt jetzt allerdings einen ganz falschen Verdacht, denn Gürteltiere sind, auch wenn sie teilweise so kugelrund sind, definitiv keine Bälle. 

Wie dem auch sei, das Gürteltier ist mal wieder ein sehr eindrückliches Beispiel für skurrile Wesen des Tierreichs und sicher auch ein Vorbild, für alle. Denn dieses kleine unscheinbare Wesen beweist uns immer wieder, dass ein selbst angelegter Panzer hilfreich sein kann und es nicht schlimm ist, sich bei Gefahr zeitweise darin zu verstecken. Ganz nach dem Motto: Better safe, than sorry! 

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